Mit dem „Provinzkurier“ habe ich ein ehemaliges, von mir und einigen anderen begründetes Jugendmagazin aus den 1980er-Jahren wiederbelebt, und ja: Darin liegt auch eine Menge an Nostalgie. Und nein: Jugendliche und junge Erwachsene aus der Provinz wirkten und wirken – bisher – bei diesem Revival nicht mit (Ich frage mich sowieso, ob es in der Provinz überhaupt noch eine progressive Gegenkultur unabhängig denkender und handelnder Individuen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren gibt).
Der im Westerwald Anfang der 1980er-Jahre etwa vierteljährlich erschienene „Provinzkurier“ war das Sequel einer in den 1970ern für Westerwälder Verhältnisse recht erfolgreichen und ausdauernden Jugendzeitung mit dem Titel „Wühlmaus“, für die zeitweise rund 20 junge Leute in ihrer schul- und ausbildungsfreien Zeit ihr redaktionelles Hirnschmalz hergaben.
Der Titel „Provinzkurier“ war damals provokativ und widersprüchlich zugleich. Eine Provokation, weil kaum jemand im öffentlichen Rampenlicht von ländlichen Regionen gerne als „Provinz“ sprach (und viele tun das auch heute wohl nicht). Eine gewisse Widersprüchlichkeit lag darin, dass die hinter dem Projekt stehenden Aktivisten einerseits den beschränkten Horizont provinziell-traditionalistischer Denkweisen schmerzlich spürten, sie andererseits aber der Auffassung waren, in tiefster Provinz einer progressiven journalistischen Gegenkultur zu bestimmter Wirkmächtigkeit verhelfen zu können.
Der „Provinzkurier“ ging nach 1985 den Weg vieler unabhängiger, jugendbasierter Projekte in der Provinz: Er verschwand aufgrund des Mangels an interessiertem Nachwuchs. Was nach seiner Wiederbelebung nach 40 Jahren aus ihm wird? Keine Ahnung, aber es ist … irgendwie ein gutes Gefühl!