Corona bringt saubere Luft

DARMSTADT/WASHINGTON – 30. MÄRZ 2020 (wiw) Wie Satellitenbilder der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA und der NASA zeigen, hat der weltweite Ausnahmezustand aufgrund der Coronavirus-Pandemie erhebliche positive Auswirkungen auf die Luftqualität. Wie die Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ berichtet, ergeben sich im Vergleich zum Zeitraum vor dem Ausbruch der Pandemie erhebliche Unterschiede.

Luftverschmutzung über Frankreich im Vergleich: links im März 2019, rechts im März 2020. (Grafik: KNMI/ESA)

Neben Madrid, Paris und Rom hat sich auch über deutschen Städten wie Düsseldorf, Essen, Köln und Frankfurt die Luftqualität deutlich verbessert. Ähnliche Entwicklungen gab es demnach auch in China, insbesondere in der am stärksten betroffenen Region um die Stadt Wuhan.

Wie die Europäische Allianz für öffentliche Gesundheit (EPHA) dazu erklärt, ist Luftverschmutzung „das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko in Europa, wobei dasProblem laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) in den Städten am größten ist. Feinstaub, Stickstoffdioxid (NO₂) und bodennahes Ozon (O₃) verursachen die größten Schäden und führen jährlich zu etwa 400.000 vorzeitigen Todesfällen.

Update: Für die Patienten, die vom Coronavirus infiziert sind, sei deshalb „der Schaden bereits entstanden“, warnt die EPHA. Der ​geringere Ausstoß​ von Stickstoffdioxid (NO​2​) und Feinstaub durch den Straßenverkehr könnte den betroffenen Patienten eine gewisse Erleichterung bringen. Doch chronische Luftverschmutzung sei ein ​wesentlicher Faktor​ für Herz- und Lungenerkrankungen, die mit höheren Todesraten bei Corona-Fällen ​in Verbindung​ gebracht werden.

Rosamund Adoo-Kissi-Debrah, die sich bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Gesundheit und Luftqualität einsetzt​, sagte: ​„Ich habe meine Tochter wegen der schrecklichen Luftverschmutzung in der Nähe unseres Zuhauses ​verloren​. Das Thema Luftverschmutzung wirkt mit seinen vielen Zahlen und Fachausdrücken sehr kompliziert, doch in Wirklichkeit ist es eine einfache Frage von ​Leben und Tod​. Daran erinnert uns auf traurige Weise auch der Ausbruch von Covid-19.“

Sascha Marschang, geschäftsführender Generalsekretär von EPHA, sagte:​​“Der Schaden ist bereits angerichtet. Jahrelanges Einatmen von schmutziger Luft aus Verkehrsabgasen und anderen Quellen hat wahrscheinlich die Gesundheit all jener geschwächt, die jetzt in einem Kampf um Leben und Tod gegen das Coronavirus stecken. Doch selbst nach dem Dieselskandal ​verschmutzen​ noch immer Millionen von nicht regelkonformen Fahrzeugen die Luft. Autos und Städte müssen sauber werden und das neue ​Null-Verschmutzungs-Ziel​ der EU ist der perfekte Anlass, um sofort nach Ende der Corona-Krise entschlossene Maßnahmen zur drastischen Senkung der Luftverschmutzung zu ergreifen“.

Ein Hotspot ist Norditalien, das Zentrum des europäischen Coronavirus-Ausbruchs. DieNO₂-Verschmutzung in den Städten stammt hauptsächlich vom Verkehr, insbesondere von Dieselfahrzeugen, die ebenfalls eine Hauptquelle von Feinstaub sind. Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil von Dieselfahrzeugen in ganz Europa stark angestiegen, von denen viele die europäischen Schadstoffnormen nicht erfüllen. Insgesamt​71 Vertragsverletzungsverfahren wurden gegen EU-Staaten wegen zu hoher Luftverschmutzung eingeleitet.“

Veränderungen bei der Luftverschmutzung über deutschen Städten zwischen 2019 und 2020. (Grafik: ESA/EPHA)

(Quellen: Spektrum der Wissenschaft und EHPA)

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